3 Tipps, wie Sie schlechter Stimmung entkommen

18. August 2015

Neulich beim Tierarzt. Eine ältere Dame mit etwa ebenso altem Hund steht am Tresen, wo man den Obolus für die Behandlung abgibt. Sie steht dort ungefähr fünf Minuten, ohne irgend etwas zu sagen – weder zur Sprechstundenhilfe noch zum Hund. Plötzlich explodiert sie, ihre Stimme nahe am Brüllen, so dass jeder sie hört: „Der wollte mir nur die leere Packung geben, und jetzt warte ich hier schon ewig! Das gibt´s doch nicht! Wo ist der denn?...“ Und so weiter. Kein normales Nachfragen, kein verbindliches Wort.

Genauso plötzlich wie ihr Ausbruch ist die Stimmung bei den Ärzten, den Helferinnen und mir, der wartenden Tiermama, im Keller. Eine Ärztin sagt: „Er kommt doch gleich!“, ansonsten: Schweigen. Unangenehmes Schweigen. Wo vorher eine gute freundliche helle Stimmung in den Räumen hing, ist es jetzt bleiern und eng. Ich kann es körperlich spüren.

Leider gab es kein Happy End. Die Dame ging, nachdem sie endlich ihre Packung hatte, unversöhnt und wortlos mit ihrem Hund aus der Praxis. Die schlechte Stimmung hing noch eine ganze Weile weiter in der Luft. Wie schade!

Hier drei Tipps, wie Sie dem Klammergriff der negativen Stimmung entkommen können:

1.    Machen Sie sich klar, wer das Problem hat.

Das war in diesem Fall eindeutig die schlecht gelaunte Dame. Ich fühlte mich vorher gut und hatte nichts zu ihrem Problem beigetragen. Sie hatte die Erwartung, dass sie sofort das bekommt, was sie möchte, und zwar ohne Komplikationen und Verzögerungen. Dadurch, dass diese Erwartung enttäuscht wurde, wollte sie auf verachtungsvolle Weise lauthals alle darauf aufmerksam machen. Ihre Entscheidung, ihre Verantwortung.

Als ich mir dies bewusst machte, lichtete sich meine eigene Laune wieder.

Praxis-Tipp: Bei Stimmungsattacken durch andere durchatmen, kurz innehalten und den Realitäts-Check machen: Wessen Problem ist das?

2.    Schaffen Sie eine innere Distanz zur Störquelle.

Inzwischen bin ich geübt darin, in mir einen inneren Abstand zu Menschen und Situationen herzustellen. Ich musste das lange trainieren, am Anfang war es nicht leicht. Doch jetzt genieße ich es regelrecht.

In diesem Fall machte ich mir bewusst: Die miesepetrige Dame war dort, am anderen Ende des Raumes. Ich saß etwa 15 Meter von ihr entfernt. Dieser Raum, diese Distanz lag zwischen uns. Das half. Sie war weit weg. Und ich konnte sie aus der Ferne interessiert beobachten, einfach so, ohne sie zu beurteilen. Auch meine angekratzte Stimmung nahm ich einfach nur wahr.

Praxis-Tipp: Durchatmen, innehalten und bewusst wahrnehmen, dass Sie und die Stimmungsbombe zwei voneinander getrennte Personen sind und dass dazwischen ein neutraler Raum ist. Wenn es sehr heftig oder nah ist: sich vorstellen, dass eine Glasscheibe, eine Membran oder eine sonstige Schutzwand zwischen Ihnen ist.

3.    Zapfen Sie Ihr Mitgefühl an.

Jeder Mensch hat Mitgefühl, es ist nur manchmal nicht gleich zugänglich. Auch das musste und wollte ich üben - in belastenden Situationen den Zugang zu meinem Mitgefühl für einen negativ agierenden Menschen zu finden.

Die Dame mit Hund konnte ich dann so betrachten: Interessant, dass sie sich so verhält. Woher das wohl kommt? Vielleicht hat sie Kummer oder etwas Schwieriges erlebt. Ihre schlechte Stimmung muss sie doch selbst belasten, sie fühlt sich bestimmt auch nicht wohl damit. Ich fühlte mit ihr. Mit einer inneren Distanz und in dem Bewusstsein, dass sie das Problem hatte. Das tat mir selbst gut.

Praxis-Tipp: Durchatmen, innehalten und das Herz für die andere Person öffnen. Ihre Perspektive verstehen wollen und positive Emotionen kommen lassen. Dabei ganz präsent sein – in diesem Moment.

Soweit auch die Forschungsergebnisse von Tania Singer, Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig, einer der führenden Mitgefühlsforscherinnen.

Probieren Sie es aus, wie Sie auf diese Art Ihre eigene Stimmung bei Störfeuer positiv erhalten. Ich wünsche Ihnen viel Freude dabei!

Karin Dölla-Höhfeld, 08/2015 www.doella-hoehfeld.de