Achtsamkeitscoaching - dem Stress die Macht nehmen

17. März 2015

Achtsamkeit boomt - die Haltung des reinen Seins im Moment, des nur Wahrnehmens ohne zu bewerten. Nach neuen Studien fühlt sich in Deutschland etwa jeder Zweite durch seine Arbeit dauerhaft belastet, jeder Dritte durch die Ansprüche des Arbeitgebers überfordert. Auf der Suche nach einem Mittel gegen den alltäglichen Stress kommen viele zur Achtsamkeitsbasierten Stressreduktion, englisch MBSR, entwickelt vom US-Wissenschaftler Jon Kabat-Zinn. Mittlerweile gehören die achtwöchigen MBSR-Kurse zum Angebot vieler Krankenhäuser und darüber hinaus. Dort lernen Patienten und Interessierte, anders mit ihrem Körper und ihren Gedanken und Gefühlen umzugehen, als sie es gewohnt sind. Eingeschliffene Muster des Nerven- und Hormonsystems und des gesamten Körpers werden so verändert und verhelfen dadurch zu einem gesünderen Umgang mit Druck und Belastung.

Das ist eine sehr gute Sache, vor allem wenn die gelernten Achtsamkeitsübungen in den Alltag hineingenommen und regelmäßig praktiziert werden. Sie haben großes Veränderungspotenzial, da dadurch oft auch Entscheidungen nicht mehr automatisch gefällt werden. Durch Achtsamkeit entsteht quasi eine Lücke in den Gedankenabläufen, in der man frei wählen kann, wie es weitergehen soll. Zum Beispiel fand man es vielleicht automatisch bisher normal, nicht zu hinterfragen, ob man die vom Chef auf den Schreibtisch gepackte Mehrarbeit übernimmt. Das Muster ist in diesem Fall: „Jemand verlangt etwas von mir und ich tue es.“ Wenn man jetzt eine Lücke nach „Jemand verlangt etwas von mir“ einschaltet, gibt das den Freiraum, neue Gedanken zuzulassen wie „Derjenige kann gern etwas verlangen; ich entscheide aber, wie ich darauf reagiere.“ So können langsam nach und nach neue flexiblere und freiere Muster in den Gedanken und den dazugehörigen Gefühlen entstehen.

Aus meiner Sicht ist es über reines Achtsamkeitstraining hinaus hilfreich, mit einem Coach oder Berater zusammen einen neuen achtsamen Lebensstil für sich zu entwickeln. Achtsamkeit greift nicht weit und tief genug, wenn sie nicht auch die Lebensgestaltung beeinflusst. Das fängt beim Tagesablauf an und hört bei dem Sinn und dem Zweck des gesamten Lebens auf, den man für sich empfindet. Und dem man Rechnung tragen möchte. Achtsamkeitscoaching ist also mehr als Body scan und Atemmeditation – es sollte Menschen befähigen, ihr Leben in einer Weise zu gestalten und zu leben, dass es sie in einem großen Maß zufrieden macht, erfüllt und Freude gibt. Es sollte sie befähigen, ihr ganzes Leben, Arbeit und Privatleben, in die Hand zu nehmen und aktiv etwas Schönes daraus zu machen. Für sie selbst und für andere.