Die Verwandlung einer Verkäuferin

03. Februar 2015

Neulich abends im Supermarkt: Ich will noch etwas Fleisch und Wurst kaufen und steuere die Metzgertheke an. Eine einzelne Verkäuferin steht mit missmutiger Miene dahinter und würdigt mich keines Blickes. Kein „Guten Tag“, kein „Was darf es sein?“. Ich warte ein wenig.  Als nichts kommt außer schlechter Laune, beschließe ich, ein Experiment zu machen. Ich möchte der Frau im mittleren Alter ein Lächeln entlocken.

Ich starte einfach einen Small talk über das Wetter. Dabei achte ich ganz bewusst auf meine innere Haltung der Verkäuferin gegenüber: Ich stelle mir vor, dass sie irgendeinen Grund für ihre miese Stimmung hat – vielleicht hat kein Kunde sie heute richtig beachtet, oder der Chef war ungerecht zu ihr, oder zuhause gibt es Ärger, oder sie hat Schmerzen... Was auch immer. Und dann will ich sie einfach aufmuntern, indem ich nett zu ihr bin. Sie bewusst wahrnehme, als einen Menschen, der irgendeinen Kummer hat. Ihr ein bisschen Wertschätzung und wohlwollende Beachtung schenke. Ihr so begegne, wie es ihr wahrscheinlich gut tut.

Ich plaudere also mit dieser Einstellung mit ihr, sie geht darauf ein, und siehe da: Ihre Körperhaltung strafft sich, ihr Gesicht hellt sich auf, und sie lacht sogar. Eine völlig andere Frau steht da vor mir! Und ich merke, wie mir das selbst gut tut. Ich lache mit, ich fühle mich beschwingt, fröhlich, lebendig. Und dieses Gefühl bleibt auch noch, als ich mein Fleisch in den Wagen gepackt habe und Richtung Kasse gezogen bin.

Später lese ich von einer Studie, in der man genau das herausgefunden hat: Ein kurzes Plaudern mit einer fremden Person hebt die eigene Stimmung. Also haben Beide etwas davon, wie schön!

Wenn ich jetzt an die Fleischtheke im Supermarkt komme, lächelt mich die ehemals missmutige Verkäuferin an, wir plaudern nett ein wenig und freuen uns. Die Welt ist ein bisschen besser geworden.